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Pünktlich zum diesjährigen International Coming Out Day lässt UK-Newcomer Aidan Martin seine neueste Single vom Stapel – einen bewegenden Song, mit dem er sein „wahres Wesen zelebriert, zum Handeln aufruft und einen Schlussstrich unter eine Ära“ ziehen will, „in der wir verstecken, wer wir wirklich sind, nur um Platten zu verkaufen“. Zum ersten Mal in seinem Leben singt Aidan Martin über – „BOYS“!
„BOYS“ ist ganz klar der mit Abstand persönlichste Song des Briten – und zugleich der perfekte Soundtrack zum diesjährigen International Coming Out Day (11. Oktober). Unten gibt es die inspirierende Single zu hören, mit der eine der spannendsten Newcomer-Stimmen aus UK sein musikalisches Coming-Out feiert.
Zu Beginn von „BOYS“ skizziert er noch all die Hürden und Probleme in einer Welt, die von starren Geschlechterrollen, übermächtigen Stereotypen und toxischer Männlichkeit dominiert wird: „You’re telling me to live another life (Huh, what?)“, beginnt Aidan über einem entspannten Beat und druckvollen Bass, um obenherum schon mit Bläsern das Feierliche und Befreiende dieses Songs anzudeuten. Indem er sich mehr und mehr darauf konzentriert, was er wirklich fühlt, singt er schließlich einfach über das, was er schon immer besingen wollte – „BOYS“ nämlich! „Don’t wanna change the lyrics in my love song/I’ve been hiding feelings now for too long“, stellt er klar und beendet das Versteckspiel mit vielen Oohs, Yeahs und sogar mit Chorverstärkung. Während das Arrangement und der Refrain dieses befreiende Gefühl grandios einfangen, ist „BOYS“ der perfekte Empowerment-Song zum diesjährigen Coming Out Day.
„‘BOYS’ handelt davon, das zu akzeptieren und zu zelebrieren, was man wirklich ist“, so der UK-Newcomer über seinen neuesten Song. „Mich hat immer dieses Ringen mit meiner Sexualität begleitet, besonders als ich noch jünger war. Immerhin bin ich in Newcastle aufgewachsen, und da war die Mentalität damals schon noch sehr provinziell. Eigentlich wurde alles von toxischer Männlichkeit dominiert. Mein Vater war ein Typ, der Motorräder und Tattoos hatte – und ich wusste bis ich 15 war nicht mal, was schwul überhaupt bedeutet. Trotzdem war mir klar, dass ich anders war, dass ich andere Interessen hatte als meine männlichen Altersgenossen. Mit 17 ging ich dann nach London und musste feststellen, dass auch ich durch mein Umfeld so eine verinnerlichte Form der Homophobie in mir trug. Ich schämte mich für meine Sexualität und betrachtete sie als etwas Schlechtes. Also versuchte ich, irgendwie ‘männlich’ zu wirken – und machte Musik, in der ich absichtlich weibliche Pronomina benutzte, um das zu überspielen. Ich versteckte mein wahres Ich, weil ich Angst vor Konsequenzen hatte.“
„Zum Glück verflog sich dieses Gefühl dann, als ich etwas älter wurde – und ich auch anfing, die Schönheit in dem zu erkennen, was mich ausmacht. Nach und nach brachte dann auch die Musik das zum Ausdruck, was wirklich in mir vorging: Ich begann zunächst damit, geschlechterneutrale Texte zu verfassen, weil ich nicht länger so tun wollte, als wäre ich heterosexuell. Und bis zu meiner letzten Single hab ich so weitergemacht und nur geschlechterneutral geschrieben – obwohl sich das anfühlte, als würde ich mich selbst zensieren, um den Leuten zu gefallen.“
„Vor ein paar Monaten ging ich ins Studio, um mit meinem langjährigen Kollegen RØRY zu arbeiten, der es jedes Mal schafft, mein wahres Ich zum Vorschein zu bringen. Ich sprach dann mit ihm über den Druck, den die Musikindustrie aber auch allgemein die Gesellschaft auf Künstler:innen ausübt und damit verhindert, dass in den Texten wirklich offen über die eigene sexuelle Identität gesprochen wird. Und dann verspürte ich diesen Drang, einfach das komplette Gegenteil von dem zu machen, was ich davor immer getan hatte – und was mir immer eingeredet worden war. Aus genau dieser Stimmung heraus ist dann der Song ‘BOYS’ entstanden“, so Aidan Martin.
„‘BOYS’ zelebriert vor allem diesen Moment der Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Es ist ein Aufruf zum Handeln, ein Schlussstrich unter eine Ära der Musik, in der wir verstecken, wer wir wirklich sind, um mehr Platten zu verkaufen. Ich habe mich noch nie dermaßen ermutigt gefühlt von einem Song. Ich hoffe, dass das Stück auch andere Menschen dazu inspirieren kann, sich selbst voll und ganz zu akzeptieren – und keine Ängste mehr vor den Teilen ihrer Persönlichkeit zu haben, die sie eigentlich ausmachen.“
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Quelle: Warner Music