Brandt Brauer Frick haben die Single “In Your Head Now“ mit dem Sänger, Songwriter und Producer Azekel veröffentlicht. Der Track ist Teil des am 02. Juni erscheinenden Albums “Multi Faíth Prayer Room“ (Mehr dazu weiter unten). “In Your Head Now“ trägt unverkennbar die Züge von Brandt Brauer Fricks emotional body music und thematisiert auf progressiver Acoustic-House-Instrumentierung intensive und intime Gefühlswelten rund um die Grenzen von Beziehungen und des eigenen Selbst. Azekel lotet dabei mit seinem poetischen Storytelling die Tiefen des R&B auf den Spuren der Künstler*innen aus, mit denen er bereits zusammengearbeitet hat – darunter Massive Attack, Gorillaz und De La Soul. Unten gibt es das Video zu sehen.
Das Video im dokumentarischen Stil besteht aus Interviews und Archivmaterial des britischen Filmemachers Nathan Baxter, der seine Inspiration erläutert: “Ich wollte einen Film schaffen, der die Essenz dessen einfängt, was Musik zu bewirken in der Lage ist, wenn es um Heilung und Verbindung geht. Für mich ist Musik eine Form der Meditation, die es mir erlaubt, ganz und gar im Moment zu sein und alles andere zu vergessen. Dieses Gefühl, sich zusammen im Sound zu verlieren, kann eine verbindende Energie freisetzen und zugleich aufgestaute Emotionen auflösen“, so Baxter. “In diesem Film habe ich mich auf Männer konzentriert, die offen sprechen – die verletzlich sind. Ich glaube, dass Musik dazu beitragen kann, den Heilungsprozess zugänglicher für diejenigen zu machen, denen es schwerfällt, zu sprechen.“
Das Album “MULTI FAITH PRAYER ROOM”
Neues Album mit Sophie Hunger, Mykki Blanco, Azekel, Marina Herlop u. a.
Während die Musik des frühen 21. Jahrhunderts süchtig nach ihrer eigenen Vergangenheit war und mit ihrer Retromanie vor allem darauf aus, das größtmögliche Publikum einzunehmen, verschanzten sich ein paar Innovator*innen in ihren Studios und Proberäumen in der Absicht, die Musik von morgen zu formulieren. 2008 stieß Paul Frick auf Daniel Brandt und Jan Brauer, die zu dieser Zeit bereits unter dem Namen Scott zusammenarbeiteten. Die drei teilten sich sowohl ihre Liebe zu Club Music als auch eine klassische musikalische Ausbildung. Die ersten gemeinsamen Improvisationen bildeten die Vorlage für ihr späteres Debütalbum, das sie unter dem Namen Brandt Brauer Frick veröffentlichten – eine unaufdringliche Hommage an ihre Liebe zum Jazz.
Deutschland war von je her ein Land der klanglichen Wegbereiter, sei es durch Kosmische Musik oder Minimal Techno. Kunst als Imitation war also nie eine Option für die drei Musiker. Mit den neuen Möglichkeiten, die ihnen die Ableton Software bot, entwickelten sie eine menschlichere Version von Club Music, die live mit Instrumenten performt würde, während die physische Intensität und die rauschhaften Qualitäten synthetischer Dance Music erhalten blieben. Einige wenige Einflüsse skizzierten die Richtung: Drum ‘n Bass (oftmals selbst auf Samples der realen Welt basierend) und Minimal Music, hier insbesondere der Ansatz von Steve Reich. Auch der Besuch einer Show von The Roots, bekannt dafür, HipHop mit Instrumenten zu spielen, erwies sich als Offenbarung.
“Wir waren fasziniert von Sound und wollten, dass die Leute sehen, woher unsere Musik kommt, indem wir sie vor ihnen performen”, so das Trio. “Wir probten früher oft in Kirchen, wo der Hall besonders wichtig war. Erst bei den Konzerten wurde uns die Wirkung unserer Musik wirklich bewusst. ” Zusammen mit zehn weiteren Livemusiker*innen etablierten sich Brandt Brauer Frick bald als Schlüsselfiguren einer innovativen und leicht wahnwitzigen Utopie: Klassische und Club-Musik zu verbinden.
2023 erscheint es längst nicht mehr ungewöhnlich, Technoproduzenten dabei zu hören, wie sie das Repertoire von Erik Satie oder Philip Glass performen, dass Platten mit elektronischer Musik bei Klassiklabels erscheinen oder im Club zwischen zwei DJ Sets elektro-akustische Auftritte stattfinden. Brandt Brauer Frick haben den Weg mitgeebnet, der die Grenzen zwischen diesen Welten aufgehoben hat. Was für die in gewissem Maße verknöcherte Welt der klassischen Musik eine Befreiung bedeutete, war für die Technofans auf der anderen Seite ein riesiges neues Feld an Einflüssen: “Wir erinnern uns an einen sehr eindringlichen Moment auf einem polnischen Technofestival, bei dem das Publikum zunächst schockiert war, Musikerinnen und Musiker auf der Bühne zu sehen, dann aber begann zu tanzen und schließlich so weit ging, dem Ensemble, das hinter seinen Notenblättern saß, Standing Ovations zu geben.”
Nach drei Alben beim bahnbrechenden Label !K7 und zwei weiteren bei Because Music, ihrem jetzigen Label, erscheint im Juni 2023 “Multi Faith Prayer Room”. Hinter den Arbeiten am neuen Album stand ein starker Antrieb: “Wir wollten zurück zur Club Music, minimalistischer schreiben ohne es mit Arrangements und Produktion zu übertreiben. Wir arbeiteten sehr frei. Mal starteten wir mit einem programmierten Beat, mal mit einem Percussion-Rhythmus oder einer Sequenz auf Piano oder Synthesizer”, so die Band. “Das neue Album hat auch ein narratives Element. Es ist unmittelbar davon inspiriert, wie sich die Nacht in einem Club entwickelt, während man all diese verschiedenen Erfahrungen macht”.
Das inspirierte bereits früh im Aufnahmeprozess zum Albumtitel: “Multi Faith Prayer Room”. Eine komplette ästhetische Methode begann sich herauszubilden, die weit über die Grenzen des Konzeptalbums hinausgeht. “Es fühlt sich an, als ertränken wir in der Gegenwart. Den Leuten ist es unmöglich, sich selbst in die Idee der Zukunft zu projizieren so wie es etwa einige Leute in den 70ern getan haben. Wir haben beschlossen das Konzept der Utopie wieder aufzugreifen und den Gedanken an eine positive Zukunft zu befördern, auf unsere Weise und abseits des um sich greifenden Populismus.” Multi Faith Prayer Room wurde so zum Vehikel der gemeinsamen Vision: Ein polyphoner audiovisueller Raum, in dem man allen Stimmen dabei zuhören kann, wie sie ihre eigenen Geschichten neu erschaffen.
Brandt Brauer Fricks Musik war immer schon ein inklusiver, gemeinschaftlicher Raum, der Offenheit gegenüber der Welt zelebriert und dabei die Geschichte der elektronischen Musik mit Fokus auf menschliche und gesellschaftliche Aspekte fortführt. Mit “Multi Faith Prayer Room” geht die Band noch einen Schritt weiter und erkundet neues Terrain: Das Trio befragte 500 Leute mit verschiedenen Wurzeln und Backgrounds zu ihrer Vision von Morgen, zu ihrem Vertrauen in die Zukunft und ihrem Verhältnis zu Ritualen der Gegenwart. Aus diesem Ansatz entstand in Zusammenarbeit mit dem Journalisten, Kurator und Galeristen Max Dax eine interaktive Installation, die erstmals Ende 2022 bei der Miami Art Fair zu sehen war.
Die Installation bildet eine Ergänzung zum neuen Album der Band, dem sicher zugänglichsten bisher: “Wir klangen früher wie eine merkwürdige Übersetzung klassischer Musik. Diesmal haben wir das als Ausgangspunkt genommen für eine Brücke zwischen Clubmusik und Pop”, erklärt das Trio. In den kraftvollen und dramatischen Instrumentals, die den Multi Faith Prayer Room spiegeln, haben Brandt Brauer Frick bewusst Platz für Gäste wie Mykki Blanco, Sophie Hunger, Azekel & Marina Herlop oder Duane Harden gelassen. “Wir wollten mit Leuten verschiedener musikalischer Szenen und Hintergründe kollaborieren, ganz im Sinne des Multi Faith Prayer Room.”
“Multi Faith Prayer Room” ist eine elektronische Platte, die instrumentale Performances, digitale Produktion und melodisches Writing verknüpft. Die Tracks und dazugehörigen Visuals bezeugen die inspirierende Vielseitigkeit des Trios, welches stets das Experiment im Blick hat, ohne dabei das Publikum außen vor zu lassen. Hier gehen tanzbare Tracks mit futuristischen Protestsongs und zurückgenommenen Analogstücken einher. Brandt Brauer Frick transzendieren die Genres – House, Electronic Soul, Techno, elektro-akustische Musik, Synth Pop, Future R’n’B – und erschaffen dabei eine Musik, die so ungewöhnlich wie ansteckend ist. Das Album ist eine leidenschaftliche Utopie der Freiheit, die Hoffnungs-Botschaft einer Band, die nah an ihrem Publikum ist und zusammen mit ihm die Vision einer kreativen und optimistischen Zukunft verkörpert.
Quelle: Virgin Music