2022 haben wir uns noch die Frage gestellt, wohin es die Künstlerin nach ihrem Debütalbum LVL UP wohl verschlagen wird, und wir sind nicht enttäuscht. Seit 2021 sammelt Eli Sounds, die ein deepes Meaning transportieren und Schattenseiten abzeichnen. Es könnte fast von einem kleinen F.E.L.T.–Comeback gesprochen werden, sozusagen die große Schwester der 2021 erschienenen EP: „Egoismus mischt sich mit Verletzlichkeit, Trap und R&B schwelgen in toxischer Romantik.“ (The Gap). Entstanden ist Eli Preiss nun zweites Album b.a.d. in sehr persönlichen Phasen und was wir hören ist ebendieses Track-Sammelalbum, ihr Diary of Darkness, aus dem auch Gutes entstanden ist.
Und damit beziehen wir uns nicht nur auf die Platte. Die Abkürzung b.a.d. steht nicht umsonst für „bewusstseinsaufbauende Downs“ – Eli wäre schließlich nicht Eli, ohne der gewissen Mehrdeutigkeit, die wir bereits aus LVL UP kennen und lieben. So steht b.a.d. für das sich schlecht Fühlen, ein Aushalten, aber auch die der Künstlerin zu Recht nachgesagte Sassiness. Egal also, ob in dem Titel akronyme Ambivalenzen stecken oder ob er Interpretationsspielraum lassen möchte: Eli knows how to tease us.
Zu spüren ist in jeden Fall eine Weiterentwicklung ihres Debüts, nicht nur auf der Soundebene, sondern auch inhaltlich. Die beiden Alben zeichnen jeweils eine eigene Ära ab. „Das bin ja alles ich“, meint Eli dazu, und während sich LVL UP als Loslösung von der eigenen Kindheit liest, zieht die Künstlerin mit b.a.d. und Titeln wie konzentrier dich, phasen, und gen z in der Gegenwart ein. Dass sie auch als Musikerin einige Zeit weiter ist, merken wir spätestens in was ist der prei$$, ein Track, in dem Eli über die Enttäuschung einer romantisiert dargestellten Branche und harten Umstände der Musikindustrie sinniert. Die bedrückende Wahrheit: Repräsentation über alles. Der Song ist dabei allerdings kein Anzeichen der Resignation, sondern, klassisch Eli, ein stronges nach vorne schauen, Widerstand und Rebellion.
Die Texte bleiben im gesamten Album weiterhin auf deutscher Sprache. Dystopie trifft dabei auf reale Zustandsbeschreibungen. „Sie nennen es kalt / Ich nenne es Angst / Mich wieder selbst zu verlieren / Suche Distanz / Zu viele Chancen gegeben“ (für ihm er).
Musik ist für Eli Preiss nach wie vor in erster Linie Aufarbeitung und künstlerischer Prozess, dass es gut ankommt willkommener Bonus. Diese Art der Selbsttherapie kann in der Veröffentlichung manchmal auch ganz schön scary sein, aber genau diese Offenheit ist es, die uns Eli immer mehr ins Herz schließen lässt. In fern von mir singt die Künstlerin über Paranoia und Angst, relatable Feelings. Die Zuschreibung relatable trifft auch auf den bereits vorab releasten Song wein in wien zu, den, wer hätt’s gedacht, nicht nur die Wiener:innen hart abfeiern.
Quelle: Universal Music