In der Beschreibung einer idealen Partnerin heißt es im Internet immer: Get you a girl that can do both! Also ein Mensch, der Gegensätzliches vereint, der vielschichtig ist, immer wieder überrascht und sich nicht festlegen lässt; multidimensional, facettenreich ist. Diese Regel gilt nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch in der Musik. Get you a singer, that can do both! KeKe ist eine solche Sängerin, ein Artist, die immer wieder beweist, dass sie kein one-trick-pony ist. Die immer wieder überrascht, verblüfft, Neues probiert und einfach IMMER richtig liegt damit. Jüngstes Beweismittel für diese Behauptung: ihre neue Single „Storyline“, die von Novaa produziert wurde.
Ein Klavier schickt zarte Mollakkorde in den Kosmos, drei, vier Noten, da ertönt KeKes Stimme, die sich wie Samt in das dunkelblaue Flies des Kosmos webt wie eine brennende Sternschnuppe. „One night turned into four days / We stayed in, locked ourselves away“ haucht sie die ersten Sätze in einem tiefen Raunen über die Klaviernoten, bevor ihre Stimme sich einige Oktaven höher schraubt und sich die volle Theatralik der so zurückhaltend komponierten Ballade zu entfalten beginnt. KeKes Stimme glänzt in „Storyline“ wie nie zuvor, ohne sich dabei in übertriebenen Arabesken in die Lüfte schrauben zu müssen, was einen hier und da an eine Billie Eilish oder Lana del Rey denken lässt. Keine Ahnung wie sie das schafft, aber KeKe ist eben dieses Girl, das beides kann: Drama in der Zurückhaltung, große Oper auf kleiner Bühne, Selbstbewusstsein in der Verletzlichkeit. Und das ist es eigentlich, was dem Song seine internationale Qualität und Aufmachung verleiht und nicht der Fakt, dass er komplett auf Englisch verfasst ist.
Auch wenn die meisten KeKe eher im alternative HipHop verorten würden, kehrt sie in „Storyline“ laut eigener Aussage zu ihren Wurzeln zurück. „Ich singe einfach, ohne Autotune und komplett frei. Außerdem bin ich sehr stolz darauf ein Thema, das sehr schmerzhaft für mich ist, in etwas schönes umzuwandeln. Musik ist echt ein Stück Magie für mich.“ Klingt kitschig, aber ja, das klingt schon alles in der Kombi sehr magisch. Trotzdem sorgt KeKe immer wieder für Überraschungselemente zwischen den zarten Klavierakkorden, luftigen Synths und ihrer samtenen Stimme. Zum Beispiel, wenn letztere plötzlich mit künstlich verzerrtem Sound das ruhige Gewässer aufmischt oder die lieblichen Lyrics über eine unglückliche Liebe morbide Züge annehmen und gedärmefressende Raupen plötzlich im Bauch kriechen, statt flattrigen Schmetterlingen.
Die hiesige Musikszene kann sich glücklich schätzen, ein Girl, that can do both – oder einfach everything – wie KeKe gefunden zu haben. Ein Girl, das uns immer wieder überrascht, in neuen Gewändern daher kommt und einfach immer slayt – ob nun auf Deutsch oder Englisch, mit HipHop, House oder Hyper-Pop, mit Singles oder ganzen EPs.
Über KeKe
KeKe (bürgerlich Kiara Hollatko) ist in Wien geboren. Sie durchlebte nicht die klassische Rap- Sozialisation und ist aktuell doch eine der spannendsten KünstlerInnen im deutschsprachigen Raum. KeKes diverse Musikeinflüsse sorgen auch für ihren speziellen Sound – sie wechselt von hartem Rap zu gefühlvollem Gesang und wieder zurück zu Rap als wäre es ihre leichteste Übung. Kiara studierte Jazzgesang und war Mitglied einer Jazz Band. 2018 tauchte sie wie aus dem Nichts, mit dem Song „Donna Selvaggia“ in der Rap-Welt auf. Nur ein Jahr später hatte sie Features mit Trettmann, Kummer und Majan und veröffentlichte ihre EP „DONNA“. Auch als Voract bei den Live-Touren von Kummer und Tarek K.I.Z. konnte sie überzeugen.
Nicht nur KeKe als Mensch, sondern auch sie als Künstlerin hat viele Facetten, denen sie den nötigen Raum gibt. Mal ist die Wienerin das Selbstbewusstsein in Person und mal sind ihre Angststörungen und Depressionen das Thema. Sie versteckt ihre vermeintlichen Schwächen nicht, sondern zeigt, dass diese zu ihr gehören. Die Musikerin bricht mit Strukturen und Erwartungen und wird genau deshalb zum Rolemodel, das vielen Frauen Kraft und Akzeptanz gibt. Außerdem kämpft die Sängerin und Rapperin offensiv gegen gängige Schönheitsideale und macht deutlich, dass niemand einer Frauen sagen soll, was sie mit ihrem Körper zu tun oder zu lassen hat. Sie feiert Diversität auf allen Ebenen und steht auch außerhalb der Songs für Empowerment, Freiheit und Mut zu Softness.
Quelle: Better Things