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Lucas Herwig alias Llucid ist einer jener Musiker, dem die Leidenschaft für die Musik geradezu aus dem Gesicht springt, wenn er über sie spricht – und aus dem Lebenslauf. Gerade mal 26 Jahre alt, hat er in vielen Produktionen und eigenen Songs schon einen Sound und ein ästhetisches Selbstbewusstsein gezeigt, das seinesgleichen sucht – und das noch bevor im Juni endlich sein Debütalbum „Deep Blue Dreams“ erscheint. Jüngstes Beispiel in seinem Oeuvre, um das es später noch ein wenig ausführlicher gehen soll, ist die zweite Vorabsingle „Higher Energy“. Ein hymnisches, mächtig hallendes Stück, in dem Llucid die Genreschubladen des HipHops schlichtweg ignoriert, mal giftig-nasal rappt, dann wieder Chöre und amtliches Schmachten ins Feld führt, oder einen Chorus in den Song wuppt, der fast sakral daherkommt.
„Higher Energy“ ist dabei wieder mal ein Song, den man im besten Sinne nicht anhört, dass er „made in Germany“ ist. Weil Llucid produktions- und geschmackstechnisch immer schon eher über den großen Teich schaute. „Ich bin tatsächlich nur von amerikanischer Musik beeinflusst. Vor allem die Cole-Sachen oder der frühe Kendrick haben mir ganz neue Sphären erschlossen.“ Als er HipHop für sich entdeckt hat, mochte er „die krasse Rhythmik des Sprechgesangs, feierte aber immer auch diese melodischen Gesangsparts. Ich habe mich schon immer gefragt: Wieso mischt man das nicht mehr?“ In „Higher Energy“ hat er das getan, in einem intuitiven Prozess, der ihm wohl nur möglich ist, weil er das Musikding seit Jahren lebt – was bedeutet: viel im Studio lebt. „‘Higher Energy‘ ist einer der Songs, die dort mehr oder weniger in einer Nacht im entstanden sind. Ich habe an dem Abend eine Art Songwriting-Camp veranstaltet und wir waren kreativ wie im Rausch. Wenn das passiert, habe ich manchmal am Morgen eine komplette Grundstruktur. Außerdem ist mein Vorteil, dass ich multidisziplinär bin. Ich spiele Instrumente, singe, rappe, produziere – da kann ich sehr frei agieren.“ Und genau das tut er seit Jahren.
Bevor es im eigenen Studio losging, hat Llucid eine Weile in Mannheim studiert, das praktische Musikmachen aber auf halber Strecke dem Studium an der Popakademie vorgezogen und dieses abgebrochen. Dort lernte er aber die die Sängerin Dena Zarrin alias Madanii kennen und nahm mit ihr erste Stücke auf. Wie gut das funktioniert, hört man am besten auf „Sober“. Llucid, der mittlerweile in Berlin lebt und arbeitet, hat in den Jahren darauf langsam aber sicher das eigene Solowerk gepusht und früher im Jahr bei Grönland die Six-Track-EP „Getting In Touch“ veröffentlicht. Aber Llucid hat ebenso sein Produktions-Portfolio erweitert und mit spannenden Menschen Musik gemacht, die sich im Rap ebenso finden, wie anderswo. Er arbeitete zum Beispiel mit der irisch stämmigen in Berlin lebenden Songwriterin Wallis Bird, war an einem Song der Band Hundreds beteiligt und hat in Samy Deluxe eine Art Freund und Mentor gefunden.
„Higher Energy“ weckt dabei die Vorfreude auf das adäquat betitelte „Deep Blue Dreams“ noch ein wenig mehr – weil dieser Song wieder einmal hundert Prozent nach Llucid, aber ganz anders als die erste Single „Cast Away“ klingt. Wenn man ihm das so sagt, grinst er spitzbübisch und meint: „Das Feedback kenn ich. Immer wenn ich meinen Vertrauten neue Songs schicke, fragen die mich, wo ich denn jetzt schon wieder unterwegs bin.“
LLUCID ist bei folgenden Sommer Festivals:
02.06. – Lübeck, Campus Open Air
04.08. – Osterhofen, Haufestival
25. – 27.08. – Kiel, Funhouse Festival
Quelle: Better Things