Lesedauer: 4 Minuten
„Wir sind die Coolsten, wenn wir cruisen / Wenn wir durch die City düsen“ – es gibt wenige Zeilen, die so mit dem Kanon des deutschen Hip-Hops verwoben sind wie jene aus „Cruisen“, dem Song von Massive Töne. Im Juli 2002 veröffentlicht, wurde die Chromfelgen-Hymne zum Sommerhit, die sich wochenlang in den Top 10 hielt und das erfolgreichste Kapitel der Bandgeschichte einläutete.
„Cruisen“ war die erste Singleauskopplung des dritten Albums „MT3“ der Stuttgarter Band, das nun genau zum 20. Jahrestag der Veröffentlichung von „Cruisen“ – dem 8. Juli 2022 – in einer besonderen 2LP Edition auf rotem Vinyl (180g) erscheint. Es handelt sich hierbei um den ersten Re-Release seit der Erstauflage im Jahr 2002. Die 20th Anniversary Vinyl Edition wurde klanglich optimiert und liefert durch das Abspielen auf 45 rpm einen ausgezeichneten Sound und satte Bässe. Auch optisch sticht die rote Vinyl heraus und wird, wie das Original, mit bedruckten Innenhüllen ausgeliefert.
Das Album „MT3“ erschien im August 2002 über EastWest / Warner Music / Kopfnicker Records und erreichte Platz 7 der Album-Charts – der Beginn eines Siegeszuges: Mit insgesamt mehr als einer halben Million verkauften Tonträgern avancierte es zum meistverkauften deutschen Hip-Hop-Album des Jahres 2002. Und das aus gutem Grund, denn neben „Cruisen“ beinhaltete es weitere Fan-Favoriten wie „Traumreise“ und „Geld oder Liebe (feat. Tario)“, Party-Kracher wie „Im Club“ oder gesellschaftskritische Songs wie „Deutschland, Deutschland“. Außerdem unterschied sich „MT3“ mit seinen popaffinen, clubbigen Beats und ausproduzierten Songs deutlich von den vorhergehenden Deutschrap-Alben und war damit eines der ersten Alben, das auch bei deutschen Hip-Hop-Fans auf Gefallen stieß, die bis dato nur englischsprachigen Hip-Hop gehört hatten – eine Tatsache, die gar nicht hoch genug angesiedelt werden kann, denn sie ebnete den Weg für einen neuen Style im Deutschrap und damit den heutigen Boom des Genres. Auch deshalb hat „MT3“ seinen festen Platz in der deutschen Hip-Hop-Historie.
Dort haben auch die beiden vorherigen Alben der Massiven Töne, „Kopfnicker“ (1996) und „Überfall“ (1999) ihren festen Platz. Sie erscheinen am 8. Juli 2022 ebenfalls in neuen Varianten: „Kopfnicker“ ist erstmals überhaupt digital bei allen Streamingdiensten erhältlich, „Überfall“ erscheint wie „MT3“ in optimierter Soundqualität als Doppel-LP auf 180g schwerem schwarzem Vinyl im 45rpm-Schnitt. Wie dem Original-Vinyl liegt auch der Wiederveröffentlichung ein Reprint des Posters der Erstauflage bei.
Nachdem die Massiven Töne 1995 ihre erste EP „Dichter in Stuttgart“ veröffentlicht hatten, war es das 1996 veröffentlichte Debütalbum „Kopfnicker“, mit dem Schowi, Ju, Wasi und DJ 5ter Ton den Stein so richtig ins Rollen brachten. Selten zuvor gelang einer Band das, was die vier Jungs aus der Schwabenmetropole mit diesem Erstlingswerk vorlegten: Ein Instant Classic, die Blaupause eines deutschen Hip-Hop-Klassikers – „ein brachial gutes Debütalbum… thematisch, technisch, lyrisch und ganz besonders musikalisch“, wie laut.de urteilte. Auf drei Tracks des Albums sind neben den Massiven Tönen weitere Künstler zu hören. Die Stuttgarter Kollegen Afrob und Max Herre wirken in den Songs „Mutterstadt“ und „Schoß der Kolchose“ mit, in Letzterem außerdem Rapper Emil, aus dem Norden der Republik ist die Freaks Association Bremen (F.A.B. alias FlowinImmO, Ferris MC und DJ Pee) im Track „Ausbruch“ dabei.
26 Jahre nach Erstveröffentlichung wird dieser Meilenstein des deutschen Sprachgesangs endlich digital als Stream/Download verfügbar gemacht. Schon heute ist der Titeltrack „Kopfnicker“ auf allen Plattformen verfügbar und kann hier angehört werden.
„Hände hoch! Das ist ein Überfall! Kopfnicker rocken, ohne Ende überall“ – noch so eine zeitlos gute Zeile von den Massiven. Zu finden ist sie, na klar, im Song „Hände Hoch“ auf dem 1999 veröffentlichten Album „Überfall“. Es erschien im April 1999 über das Label EastWest und stieg wenig später bis auf Platz 6 der deutschen Charts. Die Massiven Töne glänzten auf dem Album nicht nur als Rapper, sondern produzierten obendrein selbst und waren ausführende Produzenten der insgesamt 13 Tracks. Bemerkenswert – gerade für diese Frühphase des deutschen Rap-Booms – waren auch die internationalen Features des Albums: Die US-amerikanischen Rap-Acts Blahzay Blahzay, Arsonists und Celestial Souljahz waren ebenso in Songs zu Gast („Rapgame“ / „Center of Attention“ / „Notify the President“) wie IAM aus Frankreich („Zeit“). Die Fahne der neuen Rap-Hochburg Stuttgart wurde durch Kollaborationen mit Max Herre („Bleib in Bewegung“) und Afrob („Paff Paff Putos“) hochgehalten. Als Singles wurden „Chartbreaker (Einmal Star und zurück)“ und „Nie ohne sie“ ausgekoppelt.
Quelle: Warner Music