Udo Lindenberg, Rockpoet, Schriftsteller und Maler hat wie kein anderer die Entwicklung der deutschen Rockmusik vorangetrieben. Von 1969 bis heute gelang es Lindenberg immer wieder fruchtbare Akzente zu setzen. Die sozialkritischen Texte sind fรผr seine Musik ebenso wesentlich wie seine provokanten Auftritte. Unvergessen bleiben seine Arbeit mit dem Panikorchester, seine Begegnung mit Honecker in der ehem. DDR, seine Beitrรคge zur Friedensbewegung und der deutsch-deutschen Vereinigung. Im Laufe seiner Karriere hat Lindenberg mit einer Vielzahl von Kรผnstlern zusammengearbeitet. Angefangen bei Inga Rumpf bis Jan Delay.
1… B i o g r a p h i e :
Die Jugendzeit:
In der westfรคlischen Provinz, in Gronau (zwischen Osnabrรผck und Mรผnster) wurde Udo Lindenberg am 17. Mai 1946 geboren. Bereits in seiner Kindheit manifestierte sich bei Lindenberg ein ausgeprรคgtes Rhythmusgefรผhl, und er nahm jede Gelegenheit wahr zu trommeln, obwohl sein erstes Schlagzeug lediglich aus Benzinfรคssern bestand. Spรคter erhielt er sein erstes richtiges Schlagzeug und begab sich 1962, in der Tradition der Handwerker, auf seine Lehr- und Wanderjahre. Diese fรผhrten ihn รผber Norddeutschland (u. a. bei Gunter Hampel) nach Frankreich, Tripolis und Mรผnster auf die Musik-Akademie. 1968 kam er nach Hamburg, entschied sich gegen eine Seemannskarriere und beschloss stattdessen, Mitglied in einer Folkloretruppe zu werden. 1969 wurde Udo Lindenberg Schlagzeuger bei den City Preachers (Sรคngerin Inga Rumpf), der ersten Folk-Rock-Band Deutschlands.
Der Karrierestart:
1969 grรผndet Lindenberg seine erste Band Free Orbit und ist als Studio- und Gastmusiker (u. a. bei Michael Naura, Knut Kiesewetter) gefragt. Seine Qualitรคten als Schlagzeuger ermรถglichen Lindenberg 1970 in Mรผnchen eine Zusammenarbeit mit dem Jazz-Saxophonisten Klaus Doldinger. Aus dieser Zeit stammt auch die Ur-Fassung der Tatort-Titelmusik, bei der Udo Lindenberg Schlagzeug spielt. 1971 ist die erste LP der Jazzrockformation Emergency kein besonderer kommerzieller Erfolg.
Die LP “Lindenberg” (ebenfalls 1971 und noch englisch gesungen, aber schon mit Steffi Stephan am Bass) floppt ebenfalls. Im Jahr darauf erscheint die erste LP auf Deutsch: “Daumen im Wind”, von der gerade mal 7.000 Stรผck verkauft werden, die Single Hoch im Norden wird jedoch besonders in Norddeutschland ein Hit im Radio. 1973 bringt das Album “Andrea Doria” mit den Ohrwรผrmern “Alles klar auf der Andrea Doria” und “Cello” den kommerziellen Durchbruch, es verkauft sich รผber 100.000-mal, und Lindenberg bekommt recht schnell den ersten Millionenvertrag eines deutschsprachigen Rockmusikers. Im Einerlei der deutschen (insbesondere der deutschsprachigen) Musik zu Beginn der 1970er Jahre nimmt Lindenberg eine Sonderstellung ein: Zwischen international ausgerichtetem Krautrock und Schlagern findet er eine Nische. Rock auf Deutsch hatten zwar auch schon Ton Steine Scherben mit ihrem Sรคnger Rio Reiser gemacht, doch die waren zu der Zeit noch zuallererst politisch.
Lindenbergs schnoddrige Art, alltรคgliche Geschichten zu erzรคhlen (Bei Onkel Pรถ…) und sein Sprachgefรผhl sind dagegen bis dato ungehรถrt. In der Folge profitieren zahlreiche Musiker von Lindenbergs Pionierarbeit. So bekommen zum Beispiel Stefan Waggershausen und Marius Mรผller-Westernhagen ihren ersten Plattenvertrag. รber die Urheberschaft der Sprรผche Lindenbergs wird es spรคter eine auรergerichtliche Einigung mit dem langjรคhrigen Saxophonisten Olaf Kรผbler geben. Lindenberg geht 1973 erstmals mit seinem Panikorchester auf Tournee. Es folgen zahlreiche weitere Platten und Tourneen. Lindenberg erfindet in diesen Jahren viele seiner Kunst- und Kultfiguren wie Rudi Ratlos, Elli Pyrelli, Bodo Ballermann.
1975 erscheint Lindenbergs erstes Buch Albert Alptraum bis Votan Wahnwitz. Auf dem Album “Ball Pompรถs” gelingt es Lindenberg in seinen Liedtexten mit Wortwitz zeitgeistige Gesellschaftserscheinungen pointiert auf den Punkt zu bringen. Ein Beispiel hierfรผr das Lied Leider nur ein Vakuum, das bestimmte Verhaltensweisen der Jugendkultur satirisch beleuchtet. Riskante Spiele thematisiert Alkoholismus, ohne den Zeigefinger zu erheben. Auch im Nachfolgealbum Votan Wahnwitz oszillieren die Liedtexte zwischen Ernst und Witz und werden durch einfallsreiche musikalische Strukturen รผberhรถht. Beispiele hierfรผr sind die Lieder Der Malocher und Elli Pyrelli. Das Jahr 1976 wird zu einem seiner produktivsten. Neben der LP Galaxo Gang erscheint unter dem Pseudonym Das Waldemar Wunderbar Syndicat “I make you feel good”, eine erste Best of Panik Udo und die erste in einer Reihe von fremdsprachigen Verรถffentlichungen: No Panic, auf der Lindenberg seine Lieder auf Englisch intoniert.
Im gleichen Jahr (und auf einer weiteren LP: “Sister King Kong”) artikuliert Lindenberg in dem Lied Rock โnโ Roll Arena in Jena zum ersten Mal die Forderung nach einer โPanik-Tourneeโ durch die DDR. 1976 โentdecktโ Lindenberg auch Ulla Meinecke und produziert ihre ersten beiden Alben. Sie ist dafรผr als Gast und Songschreiberin auf der 77er LP Panische Nรคchte und der 78er Drรถhnland Symphonie zu hรถren. Auf Lindenbergs Rock Revue (1978) โdeutschtโ Lindenberg zusammen mit Horst Kรถnigstein Klassiker des RockโnโRoll (von Little Richard รผber die Beatles bis zu den Rolling Stones) ein, und geht danach auf groรe Tournee.
Die folgende โDrรถhnland-Symphonieโ-Tour wird von Regie-Zampano Peter Zadek als Mammut-Show mit riesiger Bรผhne, Multimedia und einer Unmenge an Statisten in unzรคhligen Kostรผmen inszeniert. Als Ergebnis entsteht Lindenbergs erstes Livealbum Livehaftig. 1979 erscheint mit Der Detektiv die zweite Rock Revue, auf dem weitere deutsche Coverversionen internationaler Hits wie Candle in the Wind von Elton John, Born To Be Wild von Steppenwolf, My Little Town und As Time Goes By (aus dem Film Casablanca) zu finden sind.
Die 80er Jahre:
1980 produziert Lindenberg den Film Panische Zeiten, in dem er neben Karl Dall, Hark Bohm und Eddie Constantine als Schauspieler in einer Doppelrolle (als Detektiv Coolman und er selbst) auftritt. Die gleichnamige Platte erscheint im selben Jahr und auf der Tour gastiert Helen Schneider. 1981 erscheint neben der Single Wozu sind Kriege da?, einem Duett mit Pascal Kravetz, dem 10-jรคhrigen Sohn des Panikorchester-Pianisten und ein weiteres Buch Rock und Rebellion โ ein panisches Panorama. Die LP Udopia wird aufwendig und vielseitig zwischen hartem Rock und Chanson in Nassau und New York produziert.
Nach der ausgedehnten Tour mit Inga Rumpfs Reality erscheint Anfang 1982 das Doppel-Livealbum “Intensivstationen” mit Mitschnitten der 1980er und 1981er Touren. Das letzte Album 1982 fรผr seine langjรคhrige Plattenfirma Teldec ist auch gleichzeitig das ungewรถhnlichste. “Keule” wird auch als Lindenbergs Punkalbum betitelt. Neben minimalistischen Arrangements (Kรถrper), brachialem Rock (Gesetz) und Texten voll beiรender Gesellschaftskritik fรคllt vor allem das Cover mit Lindenberg als haarigem Neandertaler aus dem Rahmen. 1983 รผbernimmt Lindenberg neben Renan Demirkan und unter der Regie von Adolf Winkelmann eine Rolle im Film “Super”.
1983 wird das Lied Sonderzug nach Pankow aus der LP Odyssee, eine Adaption von Harry Warrens Chattanooga Choo Choo, sein bis dahin grรถรter kommerzieller Erfolg und lรถst eine Diskussion in der Regierung der DDR aus, da Lindenberg deutlich den Wunsch รคuรert, in der DDR auftreten zu dรผrfen (โAll die ganzen Schlageraffen dรผrfen da singen…โ). Im Oktober darf er dann im Palast der Republik in Ost-Berlin auftreten und feiert danach im Westen sein zehnjรคhriges Bรผhnenjubilรคum auf der ausverkauften Berliner Waldbรผhne. Die Tournee 1984 durch die DDR wird allerdings trotz bereits geschriebener Hymne (Hallo DDR! auf der 1984er LP Gรถtterhรคmmerung) von der dortigen Regierung abgesagt. รhnlich ging es im gleichen Jahr der Gruppe BAP.
Gรถtterhรคmmerung รผberrascht ebenso wie der Vorgรคnger Odyssee durch neue Sounds. Disko-Funk (Commander Superfinger) verbindet sich mit schnoddrigen Texten mit hohem Aktualitรคtsbezug. Sie brauchen keinen Fรผhrer bezieht deutlich Stellung zum Thema Neonazis. 1985 kann Lindenberg nach ausgedehnter Sรผndenknall-Tournee (LP im Frรผhjahr mit einem Cover von Ich brechโ die Herzen der stolzesten Frauโn) in Moskau auftreten. Bei diesem Konzert singt er den Song โWozu sind Kriege daโ im Duett mit der bekannten russischen Sรคngerin Alla Pugatschowa.
Interessanterweise รคndert sie in ihrer Strophe die Textzeile โUnd ich fรผrchte mich in diesem Atomraketenwaldโ ab in โIch fรผrchte mich in diesem Wald aus westlichen Raketenโ (Ja bojus v ljesu iz zapadnich raket). Dies ist zu hรถren auf der LP Radio Eriwahn, deren A-Seite neue Studiotracks (Moskau) und die B-Seite Livemitschnitte aus den Moskauer Konzerten enthรคlt. 1986 stirbt Gabi Blitz, die Wegbegleiterin Lindenbergs und des Panikorchesters, an einer รberdosis Drogen. Lindenberg widmet ihr die Ballade Horizont (โEin Paar wie Blitz und Donner…โ) und landet damit einen weiteren groรen Hit. Das dazugehรถrige Album Phรถnix ist weitgehend elektronisch dominiert und enthรคlt (unter der Regie von Horst Kรถnigstein) vor allem Vertonungen von Texten von Bertolt Brecht und Lieder von Friedrich Hollรคnder in modernen Versionen.
1987 schenkt Lindenberg Erich Honecker bei dessen erstem BRD-Besuch in Wuppertal neben einer Lederjacke eine Gitarre mit der Aufschrift โGitarren statt Knarrenโ und erhรคlt im Gegenzug eine Martinstrompete. Diese kommt auf der Hymne auf den โGeneralsekretรคrโ vom Album Feuerland zum Einsatz. Fรผr seine erste Tournee durch den Hammer-und-Zirkel-Staat muss er dennoch bis nach dem Mauerfall warten. Im Juni 1988 tritt Lindenberg zusammen mit zahlreichen Musikern, zum Beispiel Michael Jackson, Pink Floyd und Nina Hagen, beim Rockkonzert vor dem Reichstag in West-Berlin auf.
1988 widmet Lindenberg seiner Mutter Hermine die gleichnamige Platte, auf der er als Chansonnier Lieder von 1929 bis 1988 intoniert. Auf dieser Platte findet sich auch die letzte Tonaufnahme von Marlene Dietrich; aufgenommen 1987 in ihrer Pariser Wohnung, die sie seit Jahren nicht mehr verlassen hatte, werden die Bรคnder zu Lindenberg gebracht, der in einem nahen Cafรฉ wartet. Auf Hermine finden sich neben Eigenkompositionen wiederum Lieder von Friedrich Hollรคnder, Theo Mackeben und Texte von Erich Kรคstner. Lindenberg setzt diese Tradition spรคter mit der LP Gustav (seinem Vater gewidmet), dem Belcanto-Album und seiner Atlantic-Affairs-Revue fort. Auf der folgenden Feuerland-Revue 1988 prallen die Chansons und der harte Rock des Panikorchesters aufeinander. Man geht danach erstmal getrennte Wege.
Das folgende Album CasaNova wird komplett in London eingespielt und verzichtet grรถรtenteils auf Rock zugunsten von Balladen und Schlรผpfrigem (Klavierlehrerin, Dirty Old Man). 1989 stellt Udo Lindenberg mit El Panico seine erste Autobiografie vor. Kieran Hilbert und Lukas Hilbert aus Tostedt, als Gรคste bereits 1988 mit auf Tour, treten dem Panikorchester bei. Die Brรผder รผbernahmen mit Trommler Jean Autret und Hendrik Schaper fรผr mehrere Jahre die musikalische Begleitung Lindenbergs. Sie (ko-)produzieren zum Beispiel das Album Bunte Republik Deutschland, das pรผnktlich zum Mauerfall und nach einem รผberstandenem Herzinfarkt im November 1989 erscheint.
Die 90er Jahre:
Im Februar 1990 geht das neue Panikorchester zum ersten Mal auf Tournee im Osten Deutschlands. Als Ergebnis wird Live in Leipzig auf LP und Video gebannt. Fรผr das Album Ich will dich haben (1991) (mit Kompositionen von Annette Humpe und Inga Humpe) erhรคlt Lindenberg abermals eine goldene Schallplatte. Lukas Hilbert wird eine Zeit lang sein musikalischer Direktor, Vater Erwin Hilbert sein enger Wegbegleiter und Sekretรคr. Lindenberg produziert Hilberts erstes Soloalbum. Es folgen weiter in schnellem Rhythmus Album auf Album. Der groรe Erfolg bleibt aus. Erste Videos laufen auf Viva. Herauszuheben sind:
– Und ewig rauscht die Linde (1996), das rau und rockig und โ im Gegensatz zu den Vorgรคngeralben โ โdancefloorfreiโ produziert wird von Franz Plasa (Echt / Selig) und die Wiedervereinigung des โaltenโ Panikorchesters auf der folgenden Tour zur Folge hat.
Belcanto, auf dem Lindenberg alte Hits und neue Lieder und das Deutsches Filmorchester Babelsberg im Chanson-Stil der 1920er und 1930er Jahren zueinander bringt.
You canโt run away, einer neuen Version des Lindenberg-Songs No Future, zusammen mit Freundeskreis und produziert von 3P.
Neben seiner musikalischen Tรคtigkeiten, tritt Lindenberg auch zunehmend als Maler in Erscheinung. 1996 hat er seine erste Ausstellung, unzรคhlige weitere folgen. Im Dezember 2003 stellt er โ organisiert von Erwin Hilbert โ seinen Bilderzyklus โDIE 10 GEBOTEโ in der Hamburger St.-Jacobi-Kirche aus. Nach der am 29. April 2005 erรถffneten Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn folgen in Zusammenarbeit mit der Galerie Walentowski Ausstellungen seiner Werke in Werl (Erรถffnung 6. November 2005) und Dresden (18. Februar 2006). Als Vernissage der Walentowski-Galerie โUdo Lindenberg & moreโ in der neuen Europa Passage, Hamburg, begann diese mit einer exklusiven Udo-Lindenberg-Ausstellung. Zudem erschienen Bildbรคnde รผber Lindenbergs Werke. Arbeiten des โStrichers aus St. Pauliโ, wie er sich ab und zu selbst bezeichnet, befinden sich im Kanzleramt und im Haus der Geschichte. Seine โLikรถrelleโ โ Malereien, eingefรคrbt mit alkoholischen Getrรคnken โ sind patentiert und ebenso skurril wie der Ejakulator, wo mithilfe eines Schlagzeugs die Leinwand vollgespritzt wird.
Das neue Jahrtausend:
Musikalisch macht Lindenberg 2002 mit seiner Revue Atlantic Affairs wieder auf sich aufmerksam. Er interpretiert Lieder von deutschen Exilanten aus den 20er, 30er und 40er Jahren. Auf dem Album gastiert neben Yvonne Catterfeld und den Prinzen auch Helge Schneider mit einem Saxofonsolo. Der dazugehรถrige Film (mit Horst Buchholz) lรคuft in der ARD und die Show (mit Otto Sander und Ben Becker) fรผhrt den Paniktross fรผr zwei Konzerte bis nach China. Etwas irrefรผhrend ist das Album Panikprรคsident aus dem Jahr 2003 (abgesehen davon, dass der Titel knapp ein Jahr spรคter fรผr die Autobiografie wiederverwendet wird): Wรคhrend der letzten Jahre hรคuften sich die vergleichsweise billigen Sampler mit oft willkรผrlichen Zusammenstellungen des Lindenbergschen Opus’ und abenteuerlichen Covergestaltungen, so dass der Fan mit Blick auf die Tracklist (und das Cover) eben eine neuerliche Ausgabe vermutete.
Nirgends wird erwรคhnt, dass es sich hierbei um Neuaufnahmen alter Songs handelt, eingespielt vom Panikorchester in aktueller Besetzung, und dabei Duette mit Peter Maffay und Nena (auf Horizont) enthรคlt. 2004 geht Udo Lindenberg mit dem Album im Gepรคck und, aus Anlass seines 30-jรคhrigen Bรผhnenjubilรคums zusammen mit Nina Hagen, Peter Maffay und Eric Burdon, der bereits 1978/79 als Gast dabei war, unter anderem unter dem Motto โAufmarsch der Gigantenโ auf Tournee. Die Konzert-Reise, die bspw. auch am Tag der Deutschen Einheit in Magdeburg Station macht, folgt seinem musikalischen Werdegang chronologisch und wird auf DVD verewigt. 2004 erscheint ebenfalls die Autobiografie, in der unter anderem enthรผllt wird, warum Lindenberg seit Anfang der 80er seinen Hut als Markenzeichen trรคgt und kultiviert, und dass Nena eine seiner zahlreichen Lieben war (was in seiner ersten Biografie El Panico nicht zu erfahren war).
Das Buch wird als Hรถrbuch vertont von Ben Becker. RTL (Absolut) widmet ihm eine eigene Show, in der er unter anderem mit Yvonne Catterfeld auf der Bรผhne steht. Zum 60. Geburtstag im Jahr 2006 und nach dem Erscheinen weiterer Best-Ofs (Damenwahl mit einer Auswahl zum Teil unverรถffentlichter Duette mit weiblichen Kolleginnen) erhรคlt er Ende des Jahres die Eins Live Krone fรผr sein Lebenswerk und duettiert sich mit Silbermond, Max Herre und Jan Delay. Letzteren unterstรผtzt Lindenberg auf seinem Album Mercedes Dance im Lied Im Arsch, das der unverwechselbaren Stimme der โNachtigallโ auf den Leib geschrieben ist und dem โaltenโ Lindenberg nรคher kommt als vieles andere, das er in den letzten Jahren fabrizierte (Pimmelkopp, Angela, das merkel ich mir).
Im dazugehรถrigen Video darf Lindenberg den Paten geben, und an eine Zeit erinnern, in der der Mann mit Hut noch nicht die gerne genommene Zielscheibe fรผr Kabarettisten war. Das Album โStark wie Zweiโ erschien am 28. Mรคrz 2008 bei Warner Music. Es ist das erste regulรคre Studioalbum von Lindenberg seit dem Jahr 2000. Als erste Single-Auskopplung wurde der Titel โWenn Du durchhรคngstโ am 22. Mรคrz vorab verรถffentlicht. Auf dem Album arbeitet Lindenberg unter anderem mit den Kรผnstlern Annette Humpe, Jan Delay, Silbermond, Till Brรถnner und Helge Schneider zusammen. Produzent ist Andreas Herbig. Sowohl die Fans, als auch Kritiker zeigten sich begeistert. Beim Versandhandel Amazon.de beispielsweise schnellte die Platte in der Kategorie โMusikโ auf Nr. 1.
Zudem stieg das Album direkt nach Erscheinen auf Platz 1 der Media-Control-Charts ein und ist das allererste Album von Udo Lindenberg รผberhaupt, das diese Position in den Charts erreichte.
2… T h e m e n :
Liedtexte:
Lindenbergs Texte umfassen ein breites Spektrum. Die Lieder handeln sowohl von gesellschaftlichen als auch privaten und zwischenmenschlichen Themen. Dabei bedient er sich einer metaphernreichen Sprache und versteht es, Geschichten mit treffenden Worten zu erzรคhlen. Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre bezeichnete Lindenberg als grรถรten deutschen Nachkriegslyriker und initiierte seine Platte, auf der Prominente wie Bryan Adams und Elke Heidenreich Lindenberg-Texte vorlesen (Poesiealbum, 2004).
Wolfgang Mรผller von der Artpunkband Die Tรถdliche Doris sagte: โLindenbergs erste beiden Platten gehรถren zum Besten, das je in der deutschen Sprache getextet wurde.โ (Spex 05/07) Lindenberg setzt sich seit Ende der 1960er Jahre mit den politischen Themen seiner Zeit auseinander. Viele seiner Lieder, wie Wozu sind Kriege da, sind Ausdruck seiner pazifistischen Weltsicht. Er bezog zu Beginn der 1980er Jahre Stellung gegen die Stationierung von Pershing-II-Mittelstreckenatomraketen in der Bundesrepublik sowie SS-20 Raketen in der DDR und รคuรerte sich dementsprechend sowohl bei dem Konzert Rock fรผr den Frieden in der DDR als auch bei Auftritten auf Friedensdemonstrationen in West-Deutschland.
Er kritisiert die Umweltzerstรถrung im Stรผck Grande Finale sowie soziale Missstรคnde und wirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen Nord und Sรผd in dem Lied Kleiner Junge. Mit dem Lied Lady Whisky beschreibt er seine eigenen Alkoholprobleme musikalisch. In Mit dem Sakko nach Monaco deutet er seinen eigenen Alkoholismus an (โIch fiel direkt vom Himmel auf ein Doppelkornfeldโ, als Metapher fรผr seine Geburt), und er thematisiert Drogen als Problem (Riskante Spiele). Gleichzeitig weist Udo Lindenberg aber auch auf die belebende Wirkung von Substanzen von legalen und illegalen Rauschmitteln hin.
So heiรt es beispielsweise in dem Song โNasses Goldโ aus dem Jahr 2008: โSo manche hohe Wissenschaft, Symphonien und hรถhere Sphรคren/ Wรคren nicht entstanden, wenn die Kollegen immer nur nรผchtern geblieben wรคren.โ Liebe und Beziehung sind ein weiteres Thema, das in seinen Texten viel Raum einnimmt, wie in Sie liebten sich gigantisch oder Cello. Gleichzeitig รผbt der Sรคnger Kritik an dem digitalen Zeitalter, in dem jedes menschliche Gefรผhl von rationalen Profitgedanken geprรคgt sei, wie in dem Lied โDer Dealโ, das er zusammen mit Stefanie Kloร, der Sรคngerin von Silbermond, aufgenommen hat.
Udo und das Panikorchester:
Das Panikorchester ist die Band von Udo Lindenberg und als solche der โharte Kernโ neben vielen anderen Kรผnstlern, die zeitweise an den Auftritten und Produktionen beteiligt waren und sind. Als Grรผndungstag wird der 13. August 1973 angegeben, als in Emsdetten das erste Konzert mit der Band stattfand. Seitdem hat das Panikorchester allerdings immer wieder personelle Verรคnderungen erlebt. Von den ursprรผnglichen Grรผndungsmitgliedern (Steffi Stephan โ Bass, Gottfried Bรถttger โ Klavier, Backi Backhausen โ Schlagzeug, Karl Allaut โ Gitarre, Judith Hodosi โ Saxophon) ist heute nur noch Steffi Stephan dabei. Bereits in den ersten anderthalb Jahren stiegen erst Hodosi und wenig spรคter Backhausen und Allaut aus.
Als Nachfolger kamen Olaf Kรผbler sowie die beiden Gitarristen Helmuth Franke und Thomas Kretschmer, die schon vor 1973 als Studiomusiker an Lindenbergs Platten beteiligt gewesen waren. Nach weiteren Um- und Neubesetzungen (u. a. Keith Forsey โ Schlagzeug, Roger Hook โ Gitarre) stieรen 1976 Jean-Jacques Kravetz (Klavier, seit 1973 mit im Studio) und Bertram Engel (Schlagzeug) dazu, die noch heute mit Udo aktiv sind. Im gleichen Jahr kam auch Gitarrist Paul Vincent (bis 1979 โ komponierte die Titelmelodie zu Auf Achse) dazu und Gottfried Bรถttger verlieร endgรผltig die Band. In den 1980er Jahren entwickelte sich das Panikorchester mit dem Eintritt von Hannes Bauer (Gitarre, dabei seit der โHeizerโ-Tour 1980), Hendrik Schaper (Keyboards, dabei seit der โOdysseeโ-Tour 1983) und Carl Carlton (Gitarre, seit 1986) schlieรlich zu der heute noch (bzw. wieder) bestehenden Besetzung.
Die Studio-LPs aus der Zeit haben zwar meistens das Panikorchester im Untertitel, eingespielt wurden die Alben jedoch zum groรen Teil von einer ganzen Reihe (wechselnder) Studiomusiker. Spรคtestens seit der Odyssee (1983) beginnt Lindenberg mit verschiedenen Sounds zu experimentieren. Die LPs werden poppiger, elektroniklastiger. Drumcomputer und Synthesizer ersetzen herkรถmmliche Instrumente. Live rockt dann allerdings auf den opulenten Touren (u. a. auch in der UdSSR) das von Lindenberg so titulierte โOrchester Gnadenlosโ โ Ausnahme: beim 86er Anti-WAAhnsinns-Festival muss BAP als Panikorchester herhalten. Zum Bruch kommt es nach der 1988er Feuerland-Revue.
Lindenberg widmet sich (zusammen mit den Produzenten Horst Kรถnigstein und Hans Peter Strรถer und Ernst Strรถer) Pfaden abseits des RockโnโRoll (zu hรถren auf Hermine, Phรถnix, CasaNova). Grรผndungsmitglied Steffi Stephan steigt vorlรคufig aus, um sich seinem Jovel-Club in Mรผnster zu widmen. Engel, Carlton und Kravetz spielen weiterhin in der Band bei Peter Maffay. Die beiden erstgenannten sind auรerdem noch mit Wolfgang Niedecken (als Leopardenfell-Band) und bei Stephan Remmlers โVamosโ-Tour und mit ihrer eigenen Band New Legend aktiv. 1988 treten bei der โFeuerland-Revueโ die damals 12 und 14 Jahre alten โPaniksรถhneโ Kieran und Lukas Hilbert, Bekannte und Mitmusiker von Pascal Kravetz, als Gรคste auf. Um die โPaniksรถhneโ an Gitarre und Bass und Hendrik Schaper formiert sich Anfang 1990 fรผr die erste Tournee durch Ostdeutschland eine (fast) komplett neue Besetzung: Es spielen Jean Autret (Schlagzeug), Frank Oberpichler (Klavier) und noch einmal โVeteranโ Karl Allaut (Gitarre) extrem dreckigen RockโnโRoll (zu hรถren auf Live in Leipzig).
In den Folgejahren gibt es weitere Umbesetzungen (u. a. mit Curt Cress am Schlagzeug). 1996 findet die โalteโ Band (also die Besetzung aus den 80ern) wieder zusammen und tourt durch zehn deutsche Stรคdte. Bei dieser Kernbesetzung bleibt es bis heute. Wรคhrend der folgenden Tourneen wurde sie von Orchesterbegleitung und verschiedenen Gastmusikern unterstรผtzt. Die meisten Plattenproduktionen erfolgten weiter ohne die Band oder mit รผberwiegend anderer Besetzung (โUnd ewig rauscht die Lindeโ 1996 zum Beispiel mit der heutigen โVerstรคrkungโ von Heinz Rudolf Kunze), wobei die eigentlichen Bandmitglieder hรคufig als (Co-)Produzenten und/oder Komponisten beteiligt sind (Der Exzessor 2000).
Seit 2003 ersetzt Jรถrg Sander โ bekannt als Studiomusiker (Tokio Hotel, No Angels) und als Mitglied der Band von Heinz Rudolf Kunze โ zeitweilig Carl Carlton an der zweiten Gitarre. Die Mitglieder des Panikorchesters sind auf der DVD 30 Jahre Panikorchester von 2005 zu sehen.
Udos Persรถnlichkeit – Immer hart am Wind:
Udo Lindenberg ist ein politischer Mensch. Er bekennt sich zur Sozialdemokratie und trat schon auf einer Geburtstagsfeier des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schrรถder auf. Er engagierte sich fรผr die Afrikahilfe bei seiner Mitwirkung beim deutschen Beitrag Nackt im Wind fรผr das Projekt Live Aid sowie mit dem Benefiz-Song fรผr Afrika Grรผne Mauer. Immer wieder ist er an Projekten gegen den Neo-Nazismus beteiligt und grรผndete 2000 sein Projekt Rock gegen Rechte Gewalt.
Am 10. Dezember 2006 grรผndete er die Udo-Lindenberg-Stiftung, um sich kulturpolitisch zu engagieren, humanitรคre und soziale Projekte zu unterstรผtzen, und Hermann Hesses Dichtkunst mit moderner Musik zu verbinden. Die Stiftung fรถrdert Nachwuchsbands mit deutschen Texten durch Wettbewerbe und richtet das Hermann-Hesse-Festival aus. Der Sรคnger ist auรerdem bekannt durch das Tragen seines typischen Hutes und einer Sonnenbrille.
Er wohnt im Hamburger Hotel Atlantic. Seine raue Stimme ist die Folge von Alkohol und รผbermรครigem Zigarettenkonsum. 1989 erlitt Lindenberg einen Herzinfarkt. Oft hat er mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsame Projekte gestaltet, so mit Ulla Meinecke, Die Prinzen, Nena, Zeus B. Held (Ex-Birthcontrol) oder Freundeskreis, Lukas Hilbert, Mellow Mark, Jan Delay, aber auch mit auslรคndischen Kolleginnen wie Alla Pugatschowa (Russland), oder Sezen Aksu (Tรผrkei). Er trat mit internationalen Kรผnstlern wie Eric Burdon, Helen Schneider, David Bowie oder Gianna Nannini auf. Sein acht Jahre รคlterer Bruder Erich war Kunstmaler und lebte zuletzt bis zu seinem Tod im September 2006 in Berlin.
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